Kulinarische Begegnungen 80 – Süße Beruhigung nach arabischen Friseurbesuch

Es gibt ja im Leben so manche Macke, die man sich angewöhnt hat oder die man kultiviert. Eine, die mir immer noch besonderen Spaß macht ist es im Ausland zum Friseur zu gehen. An meine Haare lasse ich normalerweise ausschließlich italienische Schneidekünstler, seit Jahrzehnten ist das so. Die entsprechenden Erlebnisse und Konversationen würden ein eigenes Buch füllen, der spektakulärste Friseurbesuch war jedoch im letzten Jahr in Barcelona und der musste mit einer kulinarischen Belohnung abgerundet werden.

Jeder weiß, dass Montags kein Friseurbesuch möglich ist. Klar. Aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt den Kopf zu erleichtern und hatte mich auf die Suche nach einem Coiffeur gemacht, der montags nichts besseres zu tun hat. Also einmal durch das Viertel tigern, am besten dahin, wo kein Tourist läuft, rein in die Tiefen des Barrio Raval. Die Idee, einen arabischen Haarschneider zu finden, entpuppte sich als durchaus geeignet, denn tatsächlich sehe ich einen kleinen, hell erleuchteten Salooooon. Vor der Türe lungern ein paar düstere Typen rum, drinnen sitzen noch welche gelangweilt, das Radio spielt erbärmliche Musik. Und trotzdem. Ich weiss nicht was mich geritten hat den Laden zu betreten und so nötig war der Haarschnitt ja nun auch noch nicht….Jedenfalls ich rein in den Schuppen. Ungläubiges Staunen aller Rumsitzer, einer von ihnen muss ja nun der Haarkünstler sein. Und genau der tritt nun nach vorne, schielend bittet er mich jovialst Platz zu nehmen, wickelt mir einen dieser unappetitlichen Plastikmäntel um den Oberkörper. So, jetzt kein Entrinnen mehr. Hinter mir die Jungs machen es sich noch bequemer, einer säubert seine Fingernägel mit einem Klappmesser und während ich mich unauffällig umschaue und den vor Dreck strotzenden Laden sofort wieder verlassen will, drückt mich der Chef in den Stuhl. Sein spanisch ist so schwach wie meins aber irgendwie kann ich ihm verständlich machen, was ich will.

Was macht der Typ? Klappt ein offenes Rasiermesser auf, zieht das über nen Lederriemen und verpasst mit einen astreinen Messerschnitt. Mir steht der Schweiß auf der Stirn, denn es kommen immer mehr eigenartige Typen in den Laden, verschwinden in die hinteren Räume, kommen kurz darauf wieder raus und lungern dann draussen auf der Strasse rum. Schnell ist klar, wo ich herkomme, das eine oder andere deutsche Wort wird stolz rausgestammelt und die Jungs hauen sich auf die Schenkel vor Vorfreude. Irgendetwas beunruhigt mich, ich werde dann doch leicht nervös und meine mir sonst angeborene Lässigkeit gerät in Gefahr zu schwinden. Und als der Schielende endlich mit dem Haarschnitt fertig ist, nonchalant den Spiegel an den Hinterkopf hält und fies grinst, ahne ich was kommt. Die Rechnung. Da bin ich aber mal sehr gespannt. Tja, der Spaß kostet sieben Euro. Kann man nicht meckern, denke ich noch so und nestele unauffällig nen Zehner aus der Geldbörse, strikt darauf achtend, niemandem Einblick in sie zu gewähren….komm ist gut, stimmt so, ciao bello und nur noch raus hier. Sofort Zigarette an und schon stehen fünf Cracks um mich rum und wollen mitrauchen. Kein Entrinnen. Na gut, es gibt noch ein paar Schulterklopfer und ein paar Sprüche und dann bin ich weg, ziemlich zügig mit einem ganz kleinem Umweg zu jener Bäckerei des Viertel, die die legendären Xuxos herstellt. Zwei davon sofort auf der Strasse zur Beruhigung verdrückt, es waren die köstlichsten.

Tags drauf beim schlendern durchs Revier: Großes Hallo von den Jungs sobald sie mich sehen, fettes Grinsen – aber alles ist gut. Tja, die Vor-Urteile…..

 

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Eine Antwort to “Kulinarische Begegnungen 80 – Süße Beruhigung nach arabischen Friseurbesuch”

  1. Amélie Says:

    Manchmal muss man sich eben nur darauf einlassen. 🙂 Schönes Erlebnis!

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