Kulinarische Begegnungen 86 – Der Winzer und Eifelscout

Werner lebt da, wo andere Urlaub machen. Sagt er immer. Im Ahrtal, im Rotweingebiet, in Dernau. Früher war er Unternehmer mit eigener Druckerei, heute ist er Winzer. Mit einigen Weinbergen rund um das Ahrdorf. Und er ist Mitglied der Winzergenossenschaft, weil er keine Ahnung von der Vinifizierung hat.( :-)) Mit seinem berühmten Namensvetter aus Dernau hat er in der Jugend begnadet Fußball gespielt, sagt er immer, danach war er ein gar nicht so schlechter Tennisspieler. Denn er ist ein Baum von Mann, mehr als hundertzehn Kilo, etwa 1,90m groß und seine Rückhand war berüchtigt. Heute hat er zwei neue Hüften, kein Sport mehr und für die harte Arbeit in den Weinbergen hat er seinen Atlatus Toni, treue Seele seit Jahrzehnten.

Ich kenne W. seit fast dreißig Jahren und alle, wirklich alle Veranstaltungen, die wir an der Ahr unter seiner Ägide durchzecht haben, waren legendär. Einige von denen habe ich hier bereits beschrieben. In all den Jahren haben wir mit der Kölner Gang jede Grillhütte an der Ahr bespielt, haben jedes Restaurant dort unsicher gemacht, haben in der Zeit hunderte Weinflaschen geballert. Und Werner hat all diese Veranstaltungen organisiert, hat sie vorbereitet und nachbereitet, hat mir Rita, seiner Frau, alle Sonderwünsche erfüllt und sogar für Vegetarier spezielles Grillgut organisiert. Egal ob Weinflaschenkorkenweitwurfweltmeisterschaft oder nächtliche Fackelzüge, egal ob Fußballspiele mit gemischten Mannschaften oder Sangeswettbewerbe, einmal jährlich hat Werner Gas gegeben. Für uns.

Und wir haben es ihm gedankt. Zu den Weinlesen sind wir eingefallen in seine Weinberge, mit manchmal bis zu zwanzig Mann, haben kurzen Prozess mit den Trauben gemacht, nur um anschließend zünftig zu trinken. Das hat allerdings mit den Jahren stark nachgelassen — die Muskeln nicht mehr so elastisch und die Rücken nicht mehr so beweglich für die Steilhänge. Er hat uns erklärt, wie Refraktometer abzulesen sind, gezeigt, wie die rasierklingenscharfen Scheren zu bedienen sind, welche Trauben nicht gelesen werden, er hat uns gezeigt, wie übers Jahr die Weinberge zu bearbeiten sind. Was er nie gestattet hat: Mit einem seiner alten Traktoren zu fahren. Nix da, kommt nicht in Frage. Weder mit dem alten Lanz noch mit dem nicht ganz so alten Magirus.

Seine größte Macke hat er bis heute nicht abgelegt: Er zieht immer mindestens zehn Flaschen Wein auf einmal auf, weil die ja lüften müssen. Und weil wir ja alle keine Ahnung vom Wein haben, ist er derjenige, der sich die Weinkarten im Restaurant zeigen läßt und dann auswählt. Immer. Nur nicht in Spanien. Da durften wir mal. Da war Werner so überwältigt von den kulinarischen Genüssen….er wäre am liebsten dort geblieben.

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