Kulinarische Begegnungen 56 – Die sardischen Schäfer

Nochmal Sardinien. Irgendwo in den Bergen im nirgendwo. Bestes Wetter, strahlend blauer Himmel, ein lustiges Liedchen auf den Lippen, die Autoscheiben runtergedreht. Es ist früher Nachmittag und wir sind wie immer keck unterwegs, bestens gelaunt mit hinreichendem Zigarettenvorrat. Als in einer Haarnadelkurve plötzlich zwei finstere Gestalten ziemlich heftige und deutliche Signale geben, rechts ranzufahren. Oha, was nun? Hier passiert jetzt was, mein in vielen Jahren trainierter siebter Sinn für solche Momente ist in Habacht-Stellung. Betont lässig lehne ich mich aus dem Fenster, mein Gesicht ein einziges Fragezeichen. Jetzt ruhig bleiben.

Die zwei Männer kommen näher, dreckig, schwarze Hände, aber sehr freundlich. Ob wir nicht Lust hätten auszusteigen und mitzufeiern. Wie jetzt? Was wird denn wo gefeiert? Und die klären uns auf, weisen nach links in ein kleines Waldstück, in dem, wie wir erst jetzt bemerken, zahlreiche kleine Feuerchen brennen und etwa hundert Menschen in kleinen Gruppen fröhlich rumtanzen. Und nach dem Motto „wo gesungen wird, da lass dich ruhig nieder“, steigen wir aus dem Wagen und folgen den Männern in den Wald. Dort werden wir freundlich von einigen Frauen in Empfang genommen, die uns erklären, dass hier und heute das jährliche Fest der Schäfer stattfindet und wir wirklich gerne eingeladen sind, mitzuessen und mitzutrinken. Man drückt uns ein Glas Wein in die Hände, reicht uns verschiedene Käseplatten und bittet uns mitzumachen. An den Feuerchen, an den vielen kleinen Grillstationen. Und dort wird wohl alles gegrillt, was die Schäfer hier produzieren, da gibt es grobe Würste und kleine Hühnchen, da gibt es Lamm und Widschwein, es gibt roten und weißen Wein, Wasser nicht. Es wird gesungen und getanzt und nach einigen Gläschen bin ich dann auch bereit in das sardische Liedgut einzusteigen. Und das Schubidu beginnt, nein es werden sardische Volkslieder gesungen, mehrstimmig, es gibt Gitarren, es ist eine wunderbare Stimmung. Bisschen Gänsehaut vor Ergriffenheit.

Und als wir uns dann mit Einbruch der Dunkelheit veranschieden wollen und ich einen Obolus leisten möchte, wird dieser sehr entschieden abgewiesen. Nix da, es war uns eine Freude. Uns auch. Die Sarden………

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