Kürzlich wurde in Köln ein besonderes Jubiläum gefeiert. Der zehnte Schwarzmarkt im Marieneck, jenem inzwischen auch über die Stadtgrenzen hinaus legendären Laden für spezielle kulinarische Veranstaltungen. Der Schwarzmarkt ist eine Art Tauschbörse ohne kommerzielle Interessen ausschließlich für kulinarische Produkte. Zugang hat nur, wer selber was mitbringt, gekauft wird nichts, getauscht alles. Sonntags mittags finden diese Märkte statt, Beginn etwa vierzehn Uhr. Dann strömen die Teilnehmer bepackt mit schweren Kisten und Taschen in das Marieneck zum Aufbau und Präsentation ihrer mitgebrachten Produkte. Marco, der Hausherr entkorkt derweil die ersten Fläschchen vergorenen Traubensaft, die ersten Fachsimpeleien beginnen, es wird geschaut, was alles im Angebot ist. Waren es anfangs vorwiegend Marmeladen und Chutneys, Ketchups und andere selbstgemachte Sösschen, so hat sich das im Laufe der Jahre ein wenig verändert, weil die Produkte ausgefallener, die Zubereitungen professioneller oder die Versuche experimenteller geworden sind.
Da gab es die süße Fraktion mit Pralinen oder Honig oder Baumkuchen, da gab es die Experimentalfraktion mit Cola-Extrakten, die verdammt nah am Originalgeschmack waren, die Yuzu und Kalamansiverarbeiter, es gab Olivenpulver und fermentierte Eigelbe oder selbstgeräucherte Schweinefilets. Und es gab die große Fraktion der Alkoholcracks, die mit Lakritzschnäpsen, selbstgemachten Vermuts, Holunderlikören oder Lorbeerschnäpsen anreisten. Es gab Gänseblümchenschnäpse, Gins, es gab Weine und es gab Biere. Und selbstverständlich auch weiterhin diverse Marmeladen und Fruchtaufstriche, eingemachtes Obst und fermentiertes Gemüse. Alles wird probiert, alles wird begutachtet und alles wird getauscht.
Der Schwarzmarkt findet im Frühjahr und im Herbst statt. Und ist eine Pflichtveranstaltung.